Dienstag, 8. Januar 2008
134.-140. Tag (Montag, 31. Dezember 2007 - Sonntag, 6. Januar 2008)
Montag

Um 11 Uhr hatten wir uns mit Paulien (ja genau, die Holländerin und meine ehemalige Istanbuler Zellengenossin), Katharina (auch vom Sprachkurs) und Indie zum Frühstücken getroffen. Leider war der Laden, in dem wir das vor hatten, so dermaßen schweineteuer, dass Ina und ich...

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(hier im Bild)

...uns mit einem Tee bzw. Macchiato begnügten und später bei Simit Sarayı richtig frühstückten. Anschließend sind Indie, Ina und ich nach Sultanahmet gefahren, um den Topkapı Palast zu besichtigen. Meine grandiose Ortskenntnis brachte uns aber nur zu einem Touri-Laden, indem wir anhielten, um Ina einen Schal zu kaufen, den wir dank unserem "Turkish Guide" (ähem, Indie) zum verbilligten Preis bekamen. Indie erwies sich zum wiederholten Male als ziemliche Verräterin, die unseren Besuchsplan sabotierte, indem sie einfach einer anderen Einladung folgte. Wir hingegen ließen uns nicht beirren. Es war dann auch alles sehr schön, vor allem der restaurierte Bereich mit den ganzen religiösen Reliquien, wo der Imam, der die ganze Zeit Koransuren singt, nun nicht mehr in einem Kabuff sitzen muss. Und natürlich ist die Aussicht von da oben immer schön:

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Im Anschluss waren wir Wasserpfeiferauchen. Dabei sahen wir so aus:

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Wie ein osmanischer Pascha. Und genauso dick.

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Danach sind wir dahin gefahren, wo ich Sprachkurs hatte, da es dort in meiner Erinnerung billiges Essen gab. Bis wir das allerdings gefunden hatten, tapsten wir in völliger Dunkelheit durch wie zerbombt aussehende Straßen und hatten auch ein bisschen Angst. Am Ende fanden wir jedoch genau das, was wir wollten: Billiges leckeres Essen. Für 5 Lira hatten wir jeder ein gemüsig-fleischiges Hauptgericht, Reis und Nachtisch. Nach einer weiteren Nachtwanderung einige gefährliche Stufen, nur von Handylicht erhellt, hinunter waren wir wieder auf einigermaßen bekanntem Terrain und fuhren von dort aus ins Hostel, wo wir ein gutes deutsches Vorsaufen zelebrierten und von unseren Hochbetten aus die nervigen Pärchen beim Ausgehfertigmachen beobachteten:

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Gegen 11 waren schließlich auch wir soweit und bewegten uns Richtung Taksim Platz. Nach einigen Umwegen entschlossen wir uns, dort den Jahreswechsel abzuwarten und dann der Dinge zu harren. Keiner hatte so richtig Plan, wie spät es wohl war, aber irgendwann fing das recht sehenswerte Feuerwerk an und da war es wohl 12 Uhr:

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Irgendwann danach sahen wir uns plötzlich mit einer riesigen Fernsehkamera konfrontiert, deren Scheinwerfer auf uns gerichtet waren. Wohl wegen unserer schönen Hüte oder weil wir die einzigen Frauen weit und breit waren. Jedenfalls stammelten wir „Türkiye çok güzel bir ülke!“, „Allemanya!!“ und „Hallo Mama!“ ins Mikro und kicherten ansonsten ziemlich dämlich. Wie wir später erfuhren, lief ein 2-sekündiger Ausschnitt unseres peinlichen Auftritts tatsächlich bei Star TV in den Hauptnachrichten. Meine Ankaraner Erasmusstudenten hatten im Bus ferngesehen und uns dort entdeckt. Na ja, lustig! Ich jedenfalls hatte einen Türken angelabert, weil ich wissen wollte, was die anderen Türken da vorne so singen, was er als Aufforderung verstanden hatte, uns in eine Disko zu schleifen. Hier ein Foto des Missetäters und seiner nicht minder betrunkenen Freunde:

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Unterwegs trafen wir auf einen weiteren Türken mit großem Beschützerinstinkt („You should not go with them, it is dangerous!“), der uns aber im Endeffekt mehr nervte als der erste. Die versprochene Disko war ein ziemlich runtergekommener Laden mit grauenvoller Musik.

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[Hier hat Ina Angst.]

Also verließen wir dieses Loch auf schnellstem Wege wieder, indem wir vorgaben, unsere Jacken abzugeben und dann rannten wie der Teufel. Nur um der nächten Gruppe Türken in die Arme zu laufen. Diese sahen nämlich auf den ersten Blick recht europäisch aus, jedenfalls waren es offenbar Iron Maiden-Fans (nicht unbedingt das Abschreckendste). Jedenfalls schlossen wir uns nun dieser Gruppe an und ließen uns in eine Kneipe mitnehmen, in der türkische Musik, offenbar Schlager aus den 80-ern, lief. War uns so mittel recht, aber immerhin haben sie uns riesige Bierkrüge ausgegeben und mit uns getanzt. Dabei sind folgende Fotos entstanden:

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Jeder mit jedem, ist das nicht fein?

Später waren wir dann noch in einer Bar, in der eine ich weiß nicht mehr wie geartete Metalband aufgetreten ist:

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Jedenfalls war es furchtbar voll und Ina hatte die Schnauze von unseren aufdringlichen Begleitern ebenfalls voll, so dass wir uns recht schnell auf den „Heimweg“ machten. Was mir Sorge bereitet hatte, nämlich das Besteigen meines Hochbettes in betrunkenem Zustand, klappte erstaunlich gut und auch der Schlaf stellte sich schnell ein.

Dienstag

Schweren Kopfes erwachte ich gegen 13 Uhr und begann, meine Sachen zu packen. Es war unsere letzte Nacht im Hostel. Wir wollten noch den Tag in Istanbul verbringen und nachts mit dem Bus nach Ankara fahren. Während unseres Simitfrühstücks wurde mir mal wieder schlecht, doch ich bezwang die Übelkeit und sie kam nicht wieder. Wir fuhren dann rüber nach Eminönü. Im dortigen Untergrund fand ich dieses Stück Kindheit:

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Fast hätte ich mir die Pinguinrutsche gekauft, aber 12 Lira waren mir für soviel Schwachsinn dann doch noch zu viel.

Ich hatte eigentlich den Plan gefasst, mit der Fähre eine Bosporustour zu machen. Leider gab es jedoch keine Fähren, so dass wir uns von einem Tourifänger anquatschen ließen und zu einer Tour auf einem Ausflugsschiff überreden ließen. In der Annahme, es würde gleich losgehen, saßen wir also oben auf unserem Schiff und warteten und warteten. Bestimmt eine Stunde später ging es dann tatsächlich endlich los. Zu dem Zeitpunkt waren wir jedoch bereits steif gefroren, vielleicht merkt man es Ina hier an:

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Trotzdem war es eine sehr schöne Fahrt und der Sonnenuntergang, ach, was schreib ich:

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In der Tram und Metro versprachen wir uns Aufwärmung, während wir zum Otogar fuhren, was ja einige Zeit in Anspruch nimmt. Dort kauften wir uns sensationell günstige Karten nach Ankara (20 Lira), fuhren wieder zurück und setzten uns, auch diesmal auf der Suche nach Wärme, ins billigste Fischrestaurant unter der Galatabrücke. Leider war das so billig, dass es nur 2 Heizstrahler gab und die Plätze darunter waren schon belegt. Pech für uns, die wir unsere Jacken anbehalten mussten. Nach unserem nicht ganz grätenfreien Fischbrötchen machten wir uns auf gen Taksimplatz und vertrieben uns die Zeit auf der Istiklal mit dem Durchstöbern von Accessoiregeschäften und auf der Suche nach Postkarten. Ina fand jedoch keine, die ihr zusagten, dafür jedoch eine CD von Barış Akarsu, der tote und zu Lebzeiten unwahrscheinlich gutaussehende Sänger, dessen Grab Indie und ich damals in Amasra hätten besuchen können. Als wir schließlich genug Zeit totgeschlagen hatten, nahmen wir unser Gepäck und latschten damit runter zur Tram-Haltestelle. Wo wir ein weiteres Mal auf Kris und Pelin stießen. Die hatten wir nämlich schon im Topkapı getroffen. Die Welt ist klein und Istanbul sowieso.
Leider erwischten wir einen Bus von der Sorte "Tropenhaus" und Ina konnte mit ihrem sorgsam auf Englisch zurechtgelegten Satz nichts daran ändern, denn unser Steward konnte nur Türkisch. Nach der Pause wurde es ein wenig besser, viel geschlafen haben wir aber beide nicht. Als wir in Ankara ankamen, war es also NACH dem Schlafen und somit

Mittwoch

Endlich in der Ankaray angekommen, trafen wir zu meinem großen Erstaunen Hannes und seine Freundin, die gerade aus dem Süden wiedergekommen waren. Wie gesagt: Die Welt ist klein und Ankara sowieso.
Bei mir wurden wir von einem recht müden Tayfun empfangen, der mir eröffnete, dass Emre und seine Freundin in meinem Bett lägen. Also frühstückten wir erstmal den mitgebrachten Baumkuchen. Dann musste Tayfun raus und zum Sprachkurs und Emre wechselte samt Freundin das Schlafzimmer, so dass Ina sich in mein Bett legen konnte. Ich folgte ihr eine Stunde später in Indies Bett, die sowieso nicht zu Hause war. Als wir am Nachmittag wieder erwachten, stellten Ina und ich fest, dass wir wohl leider krank geworden seien. Das wurde auch im Verlauf des Abends nicht besser, sondern eher noch schlimmer. Schließlich stieg mein Fieber in die schwindelerregende Höhe von 39,5°, was mich zu den wunderschönsten Fieberträumen veranlasste und Ina ebenso. Nach dieser tollen Fiebernacht war es

Donnerstag

und uns ging es immer noch ziemlich mies. Abends kamen immerhin Pauline und Hanna vorbei, so dass ich Schlüssel und Laptop wieder hatte. Auf meinem Computer befanden sich netterweise auch gleich einige Filme von Hanna, von denen Ina und ich in den nächsten Tagen einige ansahen. So zum Beispiel am

Freitag,

den wir fast gänzlich filmeguckend im Bett verbrachten. Ina ging es zwar wieder besser, ich hingegen hatte angefangen, ganz furchtbaren Reizhusten zu entwickeln, was mich und meine Umwelt nicht wenig nervte. Trotzdem wollten wir den Tag nicht gänzlich in der Wohnung verbringen und außerdem gab es mal wieder kein Wasser, so dass wir uns dazu entschlossen, uns vom Friseur wenigstens die Haare waschen zu lassen. Der Friseursalon heißt übrigens so:

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Wer Eminem ist, weiß ich nicht, aber vielleicht ist es der 15-jährige Junge, der sich als Friseur ausgibt. Seine Sache machte er jedenfalls ganz gut, vor allem das Föhnen hat er voll drauf:

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So sahen wir am Ende alle drei so gut aus wie noch nie zuvor in unseren Leben. Besonders schön fanden wir auch, dass wir während der Wartezeiten (es gab ja nur den einen Friseur) von dessen Tante mit Nescafé, frischem Börek und warmen Decken versorgt wurden.

So toll gestylt gingen wir anschließend Döner essen und hofften, dabei unsere Frisuren noch nicht gänzlich zu zerstören. Schließlich mussten wir die Kunstwerke noch ablichten:

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Ein Traum an Föhnfrisuren!

Da wir nun schon so einen Mädchentag hinter uns hatten, steigerten wir uns anschließend in eine kleine Barış-Hysterie hinein, hörten seine CD rauf und runter und sahen uns lauter Videos mit ihm an. Hier weint Ina um Barış:

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Total traurig auch: Inas Frisur hält nicht mehr!

Samstag

Trotz eines akuten Rückfalls meinerseits wollte ich Ina doch nicht ganz ohne Mausoleumsbesuch zurück nach Deutschland lassen. Also besuchten wir Atatürks letzte Ruhestätte und die freundlichen Männer am Eingang waren ganz fasziniert davon, dass dies mein vierter Besuch hier sei. Jedenfalls war es so eingeschneit und in der Abendsonne doch noch mal wieder ganz schön. Danach hab ich Ina den Soldatenbasar gezeigt, bevor wir schließlich den Banliyö nach Hause nahmen. Ziemlich fertig bin ich dann direkt ins Bett und zum Essen kaum wieder aufgestanden.

Sonntag

So war ich dann auch heute noch ziemlich fertig, weshalb wir nicht viel, nein eigentlich gar nichts unternommen haben.

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