Montag, 12. November 2007
68.-75. Tag (Montag, 29. Oktober - Sonntag, 4. November)
Montag

Zunächst muss ich von der beschwerlichen Reise berichten, die mich von Ankara nach Antalya führte. Als ich nämlich in den Bus einer Busgesellschaft mit dem wenig Vertrauen erweckenden Namen 'Hattuşaş' (weil irgendwie arabisch) einstieg, war dieser bereits voll besetzt, hauptsächlich mit Kopftüchern und deren zahlreichen Welpen, welche die Kopftücher immer in je eine Sitzreihe gelegt hatten. Eine davon war nun zufällig meine, so dass ich das der Steward das dort schlafende Kalb beiseite räumen lassen musste, was selbstverständlich augenblicklich anfing zu blöken und zu schreien, was mir die erbosten Blicke sämtlicher Kopftücher einbrachte. Darüber hinaus sollte ich bald feststellen, dass man bei Hattuşaş offensichtlich gewillt war, bereits auf der Hinfahrt klimatisches Urlaubsgefühl zu schaffen, indem man die Heizung bis auf Anschlag drehte. Unglücklicherweise saß ich am Fenster und damit neben selbiger. Mein aufgrund der Hitze ohnehin nicht sehr tiefer Schlaf wurde zusätzlich dadurch unterbrochen, dass ich mich andauernd an der Heizung verbrannte. Und am Tee.

Trotz allem kam ich um halb 8 mehr oder weniger munter am richtigen Bahnhof vom richtigen Antalya an und suchte mir nach einem erfrischenden Aufenthalt im Bahnhofsklo sogleich meinen Weg in die Stadt, wo, wie ich gelesen hatte, der Havaş (Transferbus) zum Flughafen fahren solle. Nach viel Bus- und Dolmuşfahren und den freundlichen, wenn auch teilweise irreführenden Ratschlägen zahlreicher Einheimischer stand ich schließlich vor dem Büro von Turkish Airlines und sah auf einem Fahrplan mit Schrecken, dass der nächste Bus um 9 und der danach erst wieder um 11 kommen sollte. Es war ziemlich genau 2 vor 9. Aber ich war ja da.. Puh! Ein anwesender Anzugträger bemerkte mein Ansinnen und verkündete: "You are searching for the Havaş? This doesn't go from here today because of the parade." Parade?! Und wirklich, die Straße war gesperrt und in einiger Entfernung bemerkte ich... türkische Grundschüler, trommelschlagend und Atatürkportraits tragend selbige hinauf kommend. What the f***?! Aber natürlich, heute war ja "Republic Day"! AAAHH! Panik! Wo fährt dieser verdammte Bus? "Around that corner!" So schnell ich mit Gepäck und in der übrigens nicht unbeträchtlichen Hitze Antalyas konnte, rannte ich in die mir gewiesene Richtung, nur um den Bus von hinten zu sehen. Fuckfuckfuckfuckfuck! Völlig verzweifelt machte ich erstmal Pause und sah seit langer Zeit mal wieder das Mittelmeer. Dort, wo ich saß, sah das so aus:

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Doch konnte mich der Anblick nicht darüber hinwegtrösten, dass ich ganz schön im Arsch war. Schließlich hatte ich um halb 12 ein Date am Flughafen, das ich nicht verpassten wollte! Also fragte ich noch ein paar Passanten, aber keiner konnte mir sagen, wie ich anders zum Flughafen komme, außer mit dem Taxi. Also wappnete ich mich und schlich bekümmert zum Taxistand. "50YTL."-"10"-*Gelächter*-"Ich bin Studentin. 15."-"40". 40 Lira! Das wollte ich nicht zahlen. Also hab ich mich umgedreht und bin gegangen, andere Möglichkeiten erwägend, als es hinter mir "20!" schallte. Aha, geht also doch. Offensichtlich hatte ich so niedergeschlagen gewirkt, dass ich sogar noch einen Tee mitbekam und einen netten Taxifahrer, mit dem ich mich über's Wetter unterhalten konnte. Als ich dann einmal da war, dachte ich eigentlich, dass jetzt nichts mehr schief gehen könnte. Also hab ich mich erst mal umgezogen und bin dann in meinem ausgesuchtesten Türkisch auf die Suche nach dem Ort gegangen, an dem ich warten könnte. Also befragte ich die unfreundliche Dame an der Information, mit einem überraschenden Ergebnis: Es kamen keine Flüge aus Düsseldorf an. Stuttgart, München, Berlin. Düsseldorf? Nö. Sie hielt es auch nicht für nötig, mir zu sagen, dass es noch einen zweiten Terminal gab. Das hatte ich zufällig auf irgendeiner Tafel gelesen. Auf Nachfrage bekam ich zu hören, dass sie die Flüge, die dort ankommen, aber nicht einsehen könnte. Na DANKE!. Mittlerweile war es 11 geworden und ich immer noch meilenweit von meinem Ziel entfernt. Oder 2 1/2 Kilometer, was in meinem Fall dasselbe war. Zähneknirschend bestieg ich erneut ein Taxi, diesmal ohne den Preis auszuhandeln. Ein Fehler, denn es kostete 5YTL. 5! Egal, nachdem ich ungefähr 5 weitere Menschen gefragt hatte, zuletzt auf Deutsch, wusste ich endlich, dass ich nun richtig stand (obwohl gar kein Licht angegangen war).

Aber es gibt so Momente, da treten die gemeinen Kleinigkeiten des Lebens und eigentlich auch alles andere in den Hintergrund und das einzige, was bleibt, ist der Augenblick.....

Und das war's, mehr sag ich nicht, ist schließlich so schon kitschig genug! MURRHARRHARR!

Jetzt, da wir zu zweit waren, stürzte ich mich erneut und furchtlos in die Schwierigkeiten, die einem die Beförderung der eigenen Person von A nach B bereiten kann. Und tatsächlich, fast hätten wir ein Vermögen ausgeben müssen, um nicht nur Holger, sondern auch mich in dieses Hotel zu befördern. Schließlich hatte ich keinen Transfer, dachte jedoch, dass man das, wie sonst in der Türkei ja eigentlich auch immer, schon irgendwie regeln könnte. Doch nicht so hier, im durchorganisierten Touri-Betrieb mit so schauerlichen Dingen wie Verträgen und Versicherungen und oh-nein-das-geht-nicht. Zuletzt fanden wir aber doch jemanden, den wir bestechen konnten und der uns zu unserem Hotel fuhr.

Dort angekommen, traute ich erstmal meinen Augen nicht. Sowas war ich als einfaches Mädchen vom Lande nicht gewöhnt...

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Doch konnte ich es (aus anderen Gründen als Architektur) nicht erwarten, in unser Zimmer zu kommen....;-)

Einige Stunden später stellten wir fest, dass wir recht hungrig seien. Also besuchten wir das Restaurant, um uns die erste von vielen, vieeeeeeelen Umsonstmahlzeiten reinzufegen. Wobei in diesem Fall das erste Mal tatsächlich das Beste war. Schließlich waren wir hungrig (ein Zustand, in den wir so schnell nicht wieder kommen sollten) und alles neu und aufregend. Außerdem schien uns die Auswahl so überragend riesig und unüberschaubar und alles so lecker und verkostungswürdig, dass wir eher drei als zwei mal mit vollgeladenen Tellern wiederkamen, Salat und Nachtisch nicht mitgezählt. NACHTISCH! Habe ich jemals behauptet, die Kahve Dünyası sei das Schokoladenparadies? NEIN, da darf man ja nur gucken. Aber das hier, im Hotel Terrace, das ist der wahre Kuchen- und Schokoladenhimmel, zum Angucken und Aufessen:

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KUCHEN! TORTEN! PUDDING! In Sirup schwimmendes türkisches Zeug! Unfassbar, wie viel da tagtäglich (und zwar DREI mal täglich) angekarrt wurde. Da ihr anhand der Nachtischfotos ungefähr erahnen könnt, in welchen Dimensionen sich das Essen hier bewegte könnt ihr auch abschätzen, wie viel Fleischgerichte, Gemüsegerichte, Gebratenes, Gebackenes, Beilagen, Soßen, Salate und Brot es so gab: EINE MENGE!

Und weil das so war, schafften wir es nicht nur an diesem ersten Abend, so viel zu essen, bis uns schlecht wurde, sondern auch an vielen weiteren und manchmal auch noch morgens und mittags. Völlerei ist ja eine Todsünde. Allerdings ist Müßiggang das auch und wenn das so ist, dann haben wir in dieser Woche EINE MENGE gesündigt.

An diesem Tag taten wir nicht mehr viel, außer uns das Hotel anzusehen und.....

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...ihr wisst schon...

Dienstag

Aufgrund des andauernden Schlafbedürfnisses meines lieben Freundes kamen wir heute leider noch nicht in den Genuss des großartigen richtigen Frühstücks. Statt dessen stürzte ich mich - gleichsam allein - in die Fluten des Mittelmeeres und schwamm, bis mir kalt wurde. Derart erfrischt gelang es mir, den immer noch schlafenden Holger zu wecken und immerhin nicht das Langschläferfrühstück (10 bis 11 Uhr) zu verpassen.

Da es nachts geregnet hatte, zogen wir den Pool dem Strand vor, was sich als nicht so gemütlich, aber immerhin unterhaltsam herausstellte. Zunächst mal einige Bilder:

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Um Anfragen vorzubeugen: Nein, gerutscht bin ich nie.

Zum Affen gemacht hat sich dafür ein anderer und das täglich um 15:30. Mit einem an Schulsporttage erinnernden Ton und der dazu passenden Trillerpfeife verkündete nämlich zu ebenjener Uhrzeit der hoteleigene Animateur, es sei nun Zeit für "WASSERBALL, jetzt-geht's-LOS!!!!!!!!!!!". Ich war in der Animationshölle gelandet!

Doch nicht nur das. Nachdem der Wasserballterrorist endlich sein grausames Treiben beendet hatte, wurden wir vom Fototerroristen heimgesucht, der sich bei mir und Holger einschleimte, um uns dazu zu bringen, kitschige Fotos (am besten auf allen vieren am Strand bei Sonnenuntergang) von uns machen zu lassen. Dabei dachte er zu Beginn des Gesprächs ernsthaft, Holger sei Türke und ich seine deutsche Freundin. Tz-tz-tz... Seh ich so aus? Sieht Holger so aus?

Um dieser Vergewaltigung des guten Geschmacks irgendwas entgegensetzen zu können, holte ich mir von der Bar einen Wodka-Lemon. Doch als ich mit meinem eskapistischen Getränk wieder zu unseren Liegen zurückkehrte, fand ich mich im Himmel wieder - im Katzenkinderhimmel! Ina möge mir verzeihen, wenn sie diese Zeilen liest, aber ich muss euch einfach von diesen KATZEN erzählen. Ich war ihnen schon auf meinem morgendlichen Gang zum Meer hin begegnet, eine Katzenmama und ihre zwei kleinen Kätzchen, die sich auf niedlichste Weise balgten und miteinander kuschelten. Als ich jedenfalls von der Bar wiederkam, war ungefähr folgendes passiert:

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Bei Allah! Das war sooooooo niedlich! Besonders, als eine von den Katzen dann auch noch das gemacht hat:

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So, und jetzt hör ich auf, Ende mit Katzen, das war's! Keine Katzen mehr.

Mittagessen haben wir übrigens mehr oder weniger ausfallen lassen. Man kann auch einfach nicht dauernd SO VIEL essen. Statt dessen hab ich mir die Zeit bis zum Abendessen im Hamam vertrieben:-)

Um uns vom Abendessen zu erholen (schwere Anstrengungen ziehen Ruhepausen nach sich!), entdeckten wir das Fernsehprogramm für uns, oder besser gesagt, ich, denn ich war es schließlich, die seit Monaten nicht mehr RTL geguckt hatte und nun gebannt der "Supernanny" folgte. Hatte ich es vermisst? Ein bisschen vielleicht;-)

Den Abend verbrachte ich damit, viele verschiedene Cocktails, einige darunter ganz schön widerlich, auszuprobieren und ganz schön betrunken zu werden. Und das ganz umsonst!

Mittwoch

Schon wieder nicht zum richtigen Frühstück geschafft:-( Egal, einfach liegen geblieben, auf MTV Parental Control und ähnlich lustigen Schwachsinn geguckt und bis zum Mittagessen gewartet;-))) Am Strand gelegen, viel gelesen, auf Sonnenuntergang gewartet, leider Wolke davor:-( Später VIEEEEEEL Bier getrunken, der lustigen betrunkenen nicht mehr ganz jungen Süddeutschen ihren Raki (jawohl, mit I) abgenommen, noch raus gegangen, komische Bar Schrägstrich Disco gefunden, mehr Bier getrunken, Rammstein gewünscht, Wunsch nicht in Erfüllung gegangen, stattdessen zu "Shake it up şekerim" (vielen noch bekannt als diesjähriger Beitrag der Türkei zum Grandprix de la chanson de l'Eurovision) getanzt, ins Hotel gewankt, gewartet, bis sich nicht mehr alles dreht, ins Bett gefallen und schon war

Donnerstag

Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, selbst den Dolmuşfahrer in Euro bezahlt zu haben, freute ich mich wieder, unterwegs nach Side zu sein. Dort gab es dann auch wirklich einige beeindruckende Ruinen anzusehen und endlich wieder einen Gebetsruf zu vernehmen. Irgendwie hatte ich ihn vermisst... Nach dem unvermeidlichen Postkartenkauf (ihr könnt euch wahrscheinlich immer noch drauf freuen) besichtigten wir den Tempel des Apollo, von dem sie einige Säulen wieder hingestellt hatten, was eine wirklich romantische Kulisse ergab, die ich hier verschandele:

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...und hier nicht.

Auch im Beauty Contest gegen die Medusa rechterhand hab ich eindeutig verloren:

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Holger hingegen bewies sich erneut als Katzenbeschwörer, so dass es mir gelang, diesen zauberhaften Moment einzufangen:

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Und obwohl wir noch auf je ein Glas frisch gepressten Orangen- und Granatapfelsaft blieben, konnte ich mich auch an diesem Abend keines richtigen Sonnenuntergangs erfreuen. Irgendsoein Arsch von Wolke war schon wieder davor!

Dafür hab ich "Türkisch C&A" gesehen. Guckst du hier:

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Freitag bis Sonntag

ist nicht viel losgewesen, dieweil ich mir leider eine besonders gemeine Krankheit zugezogen habe, die sich später, nach Diagnose durch eine Ankaraner Unikrankenhausärztin, als Blasenentzündung herausgestellt hat... Das Schicksal ist aber ja immerhin so lieb gewesen, mich die ersten vier Urlaubstage zu verschonen.

Krankheiten sind doof, deshalb noch ein paar schöne Fotos:

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Ja, Obst gab's auch. Aber wer will schon Obst, wenn er Kuchen haben kann?

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Ein weiterer missglückter Sonnenuntergang, dafür mit Kamel.

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Ich wusste nicht, dass Bananenstauden so aussehen.. Besonders beeindruckend, doch leider nicht von mir fotografisch festgehalten, war, als das alienartige Ding da unten auch noch von einer Hornisse umschwirrt wurde, die ungefähr die Größe eines Kanarienvogels hatte..

Aber das Großartigste hab ich mir für den krönenden Abschluss aufgehoben. Wir waren uns nicht sicher, ob Handtuch-in-Schwan-und-Herzform-Falten zum Standardrepertoire einer türkischen Putzfrau gehört oder ob sie das extra für uns gelernt hat, weil ihr die Geräuschkulisse so gut gefallen hat, die sicherlich aus unserem Zimmer heraus erklungen ist und werden es wahrscheinlich auch nie sicher wissen. Sicher ist nur, dass wir ihr 5€ Trinkgeld gegeben haben;-)

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