Samstag, 1. September 2007
I've been very lonely in my isolated tower of indecipherable speech. - 3. Tag (Sonntag, 26. August)
Sonntag war der Tag, an dem ich meinen - gefühlt - 300 kilo schweren Rucksack erneut schultern musste, um den Weg zu meinem neuen Zuhause anzutreten - dem Vezneciler Kız Öğrenci Yurdu (Vezneciler Maedchen-/ Studentenwohnheim). Leider kannte ich dieses Zauberwort nicht, so dass ich meinem katzenüberfahrenden, grapschenden und anzüglichen Taxifahrer nur die Strasse sagen konnte. Glücklicherweise war er so nett, dort anzurufen, dann haben wir es endlich gefunden:


Ein Traum in Pink...İn Wirklichkeit ist es noch pinker!

Leider war dort Mittagspause, was ich jedoch nicht so richtig verstanden habe. Jedenfalls musste ich 2 Stunden in der Cafeteria sitzen und der Dinge harren, von denen ich nicht wusste, wann sie passieren würden. Wieder mal ziemlich fertig durfte ich nach den erwaehnten 2 Stunden endlich einziehen - 2. Stock, Zimmer 100, Bett Nummer 397:


Wow, hab ich ne rote Nase! Es ist aber die Sonne, nicht der Alkohol..

Dort traf ich meine Mitbewohner für die naechsten 3 Wochen:

1. Paulien: Hollaenderin, vielgereist, war das letzte halbe Jahr in Brasilien unterwegs und hat dort einen İsraeli kennen gelernt, in den sie sich unglücklicherweise verliebt hat, bleibt ein Jahr in İstanbul.

2. Sandra: Lettin, Lieblingsfarbe pink, geht zum Studieren nach İzmir.

3. İndira: Deutsche mit türkischem Papa, Spitzname İndie (was ich wegen İndiana Jones 3 ('Wir nannten den Hund İndie') etwas seltsam finde), führt öfter mal Selbstgespraeche, geht auch nach Ankara, aber an eine andere Uni.

Wenn man mit 3 anderen Menschen ein Zimmer teilt, ist Privatsphaere ein hohes Gut, das ich nicht besonders oft haben werde in den naechsten 5 Monaten...Sollte ich mich also schon mal dran gewöhnen!

Den Rest des Tages erkundeten wir unsere neue Heimat und seine Umgebung. Es stellte sich heraus, dass wir diese wunderbaren traditionellen Klos haben, welche sich als...nun ja... Loch im Boden darstellen:


(und das ist vergleichsweise sauber...)

İch finds nicht sooo schlecht, denn auf die Art muss man wenigstens nix anfassen. Sonst bröckelt es hier wirklich an jeder Ecke und Paulien beschrieb den ganzen Stil recht zutreffend als 'kommunistisch'. Zum Beispiel haben wir keinen Strom auf den Zimmern. Um Handys aufzuladen gibt es ein ganz bezauberndes System: Auf dem Flur gibt es viele kleine 'Safes' mit je einer Steckdose drin, in der man dann alles aufladen kann, was klein genug ist um reinzupassen. Was leider nicht viel ist (zum Beispiel kein Laptop). İch hab ein Foto davon gemacht, das ich euch bald zeigen muss. Man kann aber z.B. auch in der Cafeteria oder im 'Aufenthaltsraum' den Laptop benutzen, denn dort gibt es Steckdosen. Ebenso im 'Fönraum'. İch weiss kein besseres Wort dafür. Man kann sich dort jedenfalls fönen, wenn einem das bei Temperaturen von 32 Grad sinnvoll erscheint.

Hier ein Foto von dem Aufenthaltsraum, in dem wir dramatische türkische Soaps gucken können:



Ein weiteres interessantes Detail sind die 2 Möwen, die man regelmaessig in verschiedenen İnnenraeumen trifft. Sie gucken dann sehr aergerlich, machen aber keine Anstalten wegzufliegen. Vielleicht können sie das auch nicht mehr und sind deshalb im İnnenhof gefangen.. Auf jeden Fall übertragen sie Krankheiten und ich habe Angst vor ihnen.



Ebenso schön finde ich persönlich ja die Atatürk-Statue und das Portrait im Flur. Auf dem Portrait guckt er besonders grimm. Als wollte er uns ermahnen, ja keine Dummheiten zu machen. Vor allem im Dunkeln kann man sich da schon mal erschrecken...





Übrigens prangt er auch hier im Computerraum und schaut uns auf die Tasten. İch sollte mich also wirklich hüten!

Hier noch einige İmpressionen aus 'meinem' Zimmer:


Das bezeichnen sie als 'Kleiderschraenke'.


Unsere Vorratskammer -> Nutella! Klopapier! Der reine Luxus!


Unsere Aussicht mit vielen Moscheen - was nur bedeutet, dass das 'Allahu Akbar' besonders laut zu uns herüberschallt; was mich jedoch morgens um 5 noch nie aus dem Schlaf zu reissen vermocht hat.


Und hier zuletzt noch ein Foto von eurer Lieblings-Erasmus-Studentin, dass sie - clever wie sie ist - von sich selbst im Spiegel gemacht hat!

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Vera, dein Schreibstil ist göttlich... Sollte es mir in meinem ebenfalls bald anbrechenden Insel-Aufenthalt mal richtig dreckig gehen, weiß ich was zu tun ist. und das lila macht auch gleich gute laune *hust*.
Gute Besserung deiner möwophobie ;-). Ich harre haarwurzelversteift deiner fotos...
Cheers, Melina

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ich weigere mich, eine entschuldigung für diese grossartige (ich wiederhole: GROSSARTİGE!) farbe auszusprechen!!
melina, wie geht es denn, wie steht es denn? schon nervös?

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