Montag, 3. Dezember 2007
91.-98. Tag (Montag, 19. - Sonntag, 26. November)
Dienstag

Bevor wir gleich zum Highlight der Woche übergehen, wollte ich euch noch kurz von meinem großartigen Midterm erzählen! Großartig deshalb, weil Pauline behauptet, man solle sich über verhauene Prüfungen besonders freuen. Jedenfalls hat Cruella (sie erinnert uns so an Cruella de Ville) erstmal 14 unbeantwortbare Fragen gestellt (und tatsächlich wusste ich auch nur die Antwort auf 10 und bin mir bei 5 davon unsicher) und verlangte dann eine vergleichende Analyse zweier vollkommen unvergleichbarer Romane. Jedenfalls hab ich eine Stunde an meinem Stift gekaut und als mir immer noch nichts eingefallen ist, hab ich meine einseitige (da eine Seite lange) Interpretation abgegeben und wollte weinen.

Samstag

Wie versprochen hier also der Höhepunkt:

Kappadokien - Kapadokya - Cappadocia

Morgens um 7 (boah, voll früh!) bestiegen wir den Bus und waren nach 4 Stunden Fahrt, Dämmerschlaf und Gratis-Gebäck da. Doch kaum waren wir das, mussten wir eine Art Sightseeing-Marathon gewinnen: Je mehr touristisch bemerkenswerte Plätze wir besuchten, desto besser. So hieß es dann den ganzen Tag über von unserer studentischen Reiseleitung: "We are now here in [Name der Sehenswürdigkeit] and you have 10 minutes for pictures!" Viel lieber als 10 Minuten Fotos machen wären wir jedoch in der völlig abstrakten und unfassbaren Marslandschaft herumgelaufen, die sich da vor unseren Augen erstreckte. Diese Felsen muss man anfassen, um zu glauben, dass sie existieren! Aber wir hatten ja ein Programm zu absolvieren. Trotzdem holten wir per einfacherer Verweigerung jedes Mal mindesten 20 Minuten raus. Trotzdem kann ich mich nicht mehr an Reihenfolge oder Namen der von uns besuchten Orte erinnern. Also gibt es jetzt einen bunten Bilderpotpourri des ersten Tages:

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Ich glaube, dieses Tal hieß "Pigeon Valley". Jedenfalls gab es dort weiße Tauben.

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Hier hat ein cleverer türkischer Touristenfänger einen Baum mit Nazar-Amuletten (das sind die gegen den Bösen Blick) vollgehängt.

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Ein Kamel!

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Zum Beweis: Ich war da!

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Zu unserem Nachmittagsprogramm gehörte außerdem der Besuch eines Weinladens (Weinprobe!), wo man den einheimischen Fusel für viel Geld erwerben konnte, was einige dann auch getan haben.

Unser letzter Tagesordnungspunkt war eine Töpferei in Avanos inklusive Vorführung und Selbstversuch. Auch hiervon einige Fotos:

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Das Formen eines riesigen Dildos war dabei übrigens offenbar kaum zu vermeiden.

Anschließend wurden wir dann in die Verkaufsräume geschickt ("50% Rabatt!"). Und - hach! - war das alles schön... Doch teuer, trotz Rabatt.

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Als wir dort hinauskamen, war es dunkel geworden. Trotzdem haben wir sinnloserweise noch an einem Aussichtspunkt angehalten, doch auch hier fehlte der "You can take pictures"-Spruch nicht. MURRHARR!

Im Anschluss checkten wir in unser ***-Hotel mit dem vielversprechenden Namen "Vilton" ein. Im Endeffekt sahen die Zimmer jedoch so aus:

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Wir waren in einem Puff gelandet!

Besondere Aufmerksamkeit widmete ich der äußerst geschmackvollen Dekoration in der Lobby:

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Viel Zeit zum Ausruhen blieb uns nicht, denn es gab ja auch noch das Abendprogramm zu absolvieren, das da bestand aus einem Orientalischen Show-Abend. Was ziemlich genauso seltsam war, wie es sich anhört. Zusammen mit einer großen Gruppe Türken (sah aus wie Betriebsausflug) und einigen Einzelbesuchern wurden wir Zeuge eines kurzweiligen Misch-Masch aus allen möglichen Formen der Abendunterhaltung, die man als Türkeitouri so kennt:

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Derwische,

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Bauchtänzerin (hier mit Stan, boah wie peinlich das war)

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und irgendeiner Volkstanzgruppe.

Das Gute an der ganzen Sache: Für nur 15 Lira konnten wir Freisaufen, was wir exzessiv nutzten und allein deshalb viel Spaß hatten. Zwischendurch durften wir übrigens auch selber tanzen, nachdem die Volkstänzer uns nämlich auf die Tanzfläche gezerrt hatten.

Mit ansteigendem Alkoholpegel wuchs übrigens mein Grauen und Entsetzen. Warum? Weil da dieses mysteriös-unheimliche Loch über unseren Köpfen in der Decke war:

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Da hätte doch alles mögliche rauskommen können!!

Nach einem nicht sehr erfrischenden 6-Stunden-Schlaf ging das Programm glücklicherweise etwas entspannter weiter. Wir besuchten zwei Open-Air-Museen, in denen wir jeweils etwa 1 1/2 Stunden verweilen durften.

Das erste bestand aus einem Tal mit lustigen Felsen und den beeindruckenden Spuren menschlicher Zivilisation:

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Darin rumzuklettern war äußerst spaßig und wahrscheinlich wahnsinnig gefährlich.

Das zweite "Museum" hat mir nicht ganz so gut gefallen, denn dort gab es hauptsächlich Kirchen in Höhlen zu sehen. Deshalb hab ich auch nur ein Foto davon:

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Auch nicht wesentlich beeindruckender war das, was wir danach ansahen und außerdem eine Tortur. Es handelte sich dabei nämlich um ein recht tiefes Höhlensystem mit Stollen, die teilweise vielleicht 1,30m hoch waren, was mir mit meinen 1,78m etwas zu schaffen machte (und den 1,90m-Jungs wahrscheinlich noch mehr). Und obwohl es schon interessant war, besonders wenn man sich vorstellt, dass dort tatsächlich Menschen gewohnt haben, gab es einfach nicht wirklich viel zu sehen.

Mein persönliches Highlight der ganzen Fahrt kam zuallerletzt. Ein Grand Canyon-mäßiges Tal, in das wir hinabgestiegen sind:

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Leider sind wir nur einige hundert Meter den Fluss entlanggewandert, bis zu einer - was auch sonst - weiteren Höhlenkirche. Viel interessanter als diese fand ich persönlich ja die märchenmmäßige Atmosphäre, die dort herrschte.

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Ich finde, es sieht so aus, als käme da gleich ein Troll heraus. Oder ein Ork, Zwerg, vielleicht ein Jedi-Ritter, Ewok oder die böse Hexe. Im Endeffekt war es jedoch nur Indie. Wiewohl man sie eventuell für einen Zwerg hätte halten können.

Ehrlich gesagt gab es aber noch einen anderen Gruind, warum mir diese Schlucht so gut gefallen hat. Ich wage es kaum auszusprechen....Es war eine Katze! Und zwar eines der flauschig-fluschigsten Exemplare, mit dem ich je gekuschelt habe. Und weil sie mich so sehr mochte, ist sie den ganzen Weg bis nach unten neben mir hergelaufen. Das fluffige kleine Ding...HACH!

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Und damit war unser Ausflug zu Ende... Schön war's!

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84.-90. Tag (Montag, 12. - Sonntag, 18. November)
Samstag

Kommen wir gleich zum Highlight der Woche: Der vom International Student's Office organisierte und für uns kostenneutrale Ausflug nach Polatllı. Wem das jetzt nichts sagt: Macht nix, mir sagte es nichts und das tut es auch jetzt nicht unbedingt. Jedenfalls gehört die Polatlı Belediyesi (also die Verwaltungseinheit Polatlı) stadtrechtlich noch zu Ankara und liegt etwa eine Busstunde nordwestlich von selbigem.

1. Teil: Atatürk-Gedächtnis-Trip

Unser erster Stopp war bei einem...nun ja, Haus, in dem Atatürk während des Unabhängigkeitskrieges mal für ein paar Wochen...nun ja, gewohnt hat. Genauso spannend, wie es sich anhört, gestaltete sich auch die Besichtigung. Zu sehen war Atatürks Bett, sein Schreibtisch, sein Morseapparat, sein Esszimmer, sein Wohnzimmer und ja - auch sein Klo. Das sah so aus:

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Zu schade, dass sie den Deckel drauf gemacht haben. Wie gern hätte ich dort gepinkelt, wo auch Atatürk...aber lassen wir das.

Ein schönes Foto gibt es noch von Atatürks orientalischer Ecke:

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Mit vielen neuen Eindrücken ging es weiter zum nächsten "Vater der Türken"-Highlight. Diesmal handelte es sich um eine Gedenkstätte, die uns von dem freundlichen Soldaten (links) auf Türkisch erklärt wurde, was von Pelin (rechts) gedolmetscht wurde:

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Über diese Aufgabe war sie genauso glücklich, wie sie hier aussieht.

Das Denkmal bestand laut unserem Touri-Soldaten aus drei Teilen: einem hässlichen Soldatenstandbild, einem Museum mit "3D-Bildern" (ich kenne sowas ja als "Relief") von Unabhängigkeitskriegsschlachtszenen (türkische Oma hilft beim Kanonennachschub etc.) und einer Treppe, die den Hügel hinunterführt. Rechts und links der Treppe stehen weiße Betonpfeiler, die immer höher werden, je weiter oben man sich befindet.

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Dies zur Illustration.

Wiewohl sich die symbolische Bedeutung des Ganzen eigentlich nur demjenigen erschließt, der die Treppe hinaufsteigt, blieb uns das erspart. So konnten wir allerdings nicht miterleben, wie wir uns aus unzivilisierten osmanischen Tagen aufgeschwungen hätten in die Höhen der türkischen Zivilisation und haben auch nicht die Anstrengung des Treppensteigens symbolisch mit dem Ausfechten eines Unabhängigkeitskampfes in Verbindung gebracht. SCHADE! Doch gelang es mir, dieses wunderbare Ensemble einzufangen:

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Und weiter ging es zum nächsten Hügel, diesmal einem mit erhöhter symbolischer Bedeutung. Denn die Angreifer hatten es geschafft, die Türken bis hierher zurückzudrängen. Doch genau dort, wo nun ein phantasialendesker Plastikatatürk steht, gelang es den türkischen Truppen, das Blatt zu wenden und zurückzuschlagen.

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Ich finde, er und sein Feldmarschall sehen aus, als ob sie hintereinander im Sperrholzbaumstamm einer Wildwasserbahn sitzen und gleich nass werden.

Was ich an den ganzen Hügeln wirklich faszinierend fand, war aber eigentlich die Aussicht. Leider kommt das auf den Fotos nicht so richtig rüber. Und trotzdem:

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2. Teil: Wie spricht man wohl "Phrygier" auf Englisch aus?

Nach einem ausgewogenen Mahl (Pide und Ayran) machten wir uns auf zu einem Dorf mit dem klangvollen Namen Yassıhöyük. Hier hatten 1895 zwei deutsche Brüder das antike Gordion wieder entdeckt und ausgegraben. Das war irgendwann vor vieeeeeelen tausend Jahren (Wikipedia sagt: 8. Jh.v.Chr.) mal die Hauptstadt des Phrygerreiches. Weiterhin könnte man König Midas kennen, der Protagonist vieler Mythen und Legenden ist, aber auch eine historische Persönlichkeit war und in dieser Eigenschaft König der Phryger. Meine Lieblings-Midas-Geschichte ist die, wie er sich in irgendeinem Streit mit den Göttern Eselsohren zugezogen hat. Damit die keiner sah, trug er von da an immer eine Mütze und nur sein Barbier kannte das Geheimnis. Natürlich durfte der es niemandem verraten, konnte es aber auch nicht ganz alleine für sich behalten. Also hat er auf einem Feld ein Loch gegraben und drei mal hineingerufen: "König Midas hat Eselsohren!". Unglücklicherweise hat das Gras mitgehört und es den anderen Binsen verraten. Und so erklang bald auf allen Feldern der Satz "König Midas hat Eselsohren", wenn der Wind durch das Gras strich. Deshalb heißt eine allgemein bekannte Tatsache heute "Binsenweisheit".

Ham' 'wer wieder was gelernt!

Wir jedenfalls haben uns das Museum angesehen, in dem es viele zerbrochene Krüge (wie bei Kleist, MURRHARRHARR!) und dergleichen gab. Außerdem gab es jede Menge Hügelgräber (darunter ein begehbares, welches wahrscheinlich das von König Midas ist) und die Original-Ausgrabungsstätten zu besichtigen:

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Nachdem wir uns noch den Fluss Sakarya angesehen hatten (der nichts Tolles ist; interessant war die Tatsache, dass es in dieser Einöde überhaupt einen Fluss GIBT), ging die Sonne langsam unter und wir wurden in unseren Bussen zurückgekarrt. Damit uns die Fahrt nicht so langweilig wurde, übte der mitfahrende Vizepräsident des Student Councils in sein Fähigkeiten als Animateur und zwang uns dazu, nach Nationalitäten geordnet die "Bühne" in der Mitte des Busses zu betreten und dort ein Lied zu singen. Meinen deutschen Kommilitonen fiel dabei nichts Besseres ein als "Theo spann den Wagen an", ein Volkslied, mit dem ich noch nie konfrontiert wurde, was mich aber zumindest von der Mitsingpflicht befreite. Später wurde dann wieder Orientpop gespielt, was die anwesenden Türken und Armenier in vollendeter Völkerfreundschaft dazu veranlasste, im Gang und an den Stangen (!) zu tanzen.

Sonntag

An diesem Tag bin ich so mutig gewesen, mir Shakespeare auf Türkisch anzusehen. Ich hätte mir vielleicht denken können, dass ich nichts verstehen würde, besonders da es sich um das doch eher unbekannte Stück "Maß für Maß" handelte. Gegen Ende des ersten Aktes war mir so langweilig, dass ich eingeschlafen bin und in der Pause hab ich mich dann verdrückt. Hat ja doch nichts gebracht. Trotzdem war es schön, das Theater mal zu sehen, denn das war richtig hübsch.

Später am Abend hatte sich Indie einige Bilkentmenschen zum Essen eingeladen. Selbiges war köstlich (Indie hat Käsesauce für die Nudeln gemacht:-)) und die Leute nett. Die von mir eingeladenen Hacettepemenschen hatten sämtlich abgesagt. Das betrübte mich nicht wenig:-(

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