Donnerstag, 6. September 2007
9.-14. Tag (Samstag, 1.9.-Donnerstag, 6.9.)
Samstag

Es sollte eine ganz tolle Sause werden. Wir wollten uns wie 14-jährige benehmen, Wein und Bier ins Wohnheim schmuggeln (selbstverständlich verbotenerweise) und uns betrinken. Unser durchaus zu würdigender Ansatz endete allerdings weniger spektakulär. Der Wein für 3 Lira war tatsächlich von einer außerordentlichen “low quality” (so bereits der Verkäufer). Ich sollte es frank und frei heraus sagen: Er roch nach Kotze und schmeckte wie Essig. Mir war das nun egal, es gibt ja Bier und das schmeckt sowieso besser. Mit dieser Meinung jedoch blieb ich in einem Haufen Mädchen leider ziemlich alleine. Also trank ich eine angemessene Menge Bier, führte Loriots “Weihnachten bei Hoppenstedts” auf meinem Laptop vor und machte noch einige Drunken Calls nach Hause, bevor ich schließlich ins Bett taumelte.

Sonntag

Nachdem der Tag aus wenig mehr als einigen kläglichen Versuchen, Türkisch zu lernen, im Internet rumhängen und überhaupt viel rumhängen bestand, rafften wir uns abends noch einmal auf und besuchten zweierlei Moscheen, von denen eine Süleymaniye Moschee heißt und die größte Istanbuls ist. Dort war gerade Gebetszeit und obwohl wir nicht rausgeworfen wurden, fühlten wir uns doch fehl am Platze, so dass wir freiwillig den Teppich räumten.

Montag

Unsere sowieso knapp bemessene Unterrichtszeit wurde heute erneut verknappt, denn wir machten einen recht sinnbefreiten Ausflug zum Topkapi Sarayi. Den hatte ich ja nun letztes Jahr schon gesehen und zwar ohne die Massen an Touristen, die sich heute hindurchwälzten und dafür mit Audioguide. So ganz ohne Erklärung macht es gar keinen Spaß, sich riesige Diamanten anzugucken.. Ich zeig euch trotzdem ein paar Fotos, denn schön ist es ja schon!











Anschließend durfte ich mit Outi den Flair eines türkischen Einkaufsbummels ausprobieren und dabei feststellen, dass meine türkische Größe ganz offensichtlich “3XL” ist. Könnte es etwas Frustrierenderes geben? Ich denke nicht.

Dienstag

Nachdem wir nun endlich auch die Possessivsuffixe gelernt haben, habe ich den Rest des Tages mehr oder weniger mit Outi verbracht, denn die ist heute umgezogen, in ihr Wohnheim irgendwo in Istanbul, was wirklich ein Jammer ist, denn wahrscheinlich kommt sie nun auch nicht mehr zu dem Sprachkurs. Aber wahrscheinlich wird es mir noch mit vielen Menschen hier ergehen, die ich schon wieder verabschieden muss, ohne sie wirklich kennen gelernt zu haben.
Ratet, was ich heute Verrücktes getan habe!! Ich habe mir eine Konzertkarte gekauft, die - ich traue mich kaum, die Zahl hinzuschreiben - 80 YTL gekostet hat. Das sind 160 Simit oder 40 Lahmacun oder ungefähr 500 Brote. Aber ich konnte nicht anders - es ist schließlich TOOL! Außerdem wurde mir schon von mehreren Seiten bestätigt, dass die Kurucesme Arena wirklich ganz toll und atmosphärisch und überhaupt großartig sein soll. Jedenfalls freue ich mich jetzt schon riesig auf Freitag!

Mittwoch

Kurz entschlossen bin ich heute mit dem Bravo-Girl-Holländer nach Kinaliada gefahren (ganz allein, MURRHARRHARR), was sich als großartige Idee rausstellte. Schwimmen, in der Sonne liegen, lesen, langsam eindösen und von Möwengekreische wieder aufgeweckt werden ist wirklich eine der großartigsten Sachen, die man so machen kann. Ich habe den Salzgeschmack immer noch auf den Lippen und erfreue mich daran. Auch die Rückfahrt war mal wieder ein Highlight. Und obwohl ich es mit meiner Kamera wahrscheinlich niemals schaffen werde, den Anblick des nächtlichen Istanbul auch nur einigermaßen naturgetreu einzufangen, sollen euch die folgenden Bilder wenigstens einen winzigen Eindruck verschaffen:


Hach...........


Wenn mir jemand sagen kann, was dieses seltsame runde Ding wohl sein soll, würde ich mich sehr freuen;-)





Donnerstag

Heute früh haben unsere Putzfrauen den Rasen gefegt. Nein, ich habe mich nicht verschrieben und ihr euch nicht verlesen. Das haben sie wirklich! Ich werde die sich aus dieser Tatsache ergebenden Fragen (z.B. Warum ist so etwas nötig? Was bringt das? Warum putzen sie nicht stattdessen unsere Klos?) unbeantwortet lassen.
Außerdem war Waschtag! In unserer seit längerer Zeit kakerlakenarmen, ja eigentlich -freien Dusche fühlte ich mich ins vorletzte Jahrhundert zurückversetzt, als ich über meinen Bottich gebeugt wusch, wässerte und wrang. Und ich wrang eine Menge! Wenn ich das öfter mache, habe ich bald richtig tolle Muckis! Dazu kommt die Bräune, die sich unaufhaltsam und wie ein Krebsgeschwür auf meiner Haut ausbreitet. Wartet nur ab! Wenn ich wieder komme, will Man’s Health ein Fotoshooting mit mir!
In Istanbul findet zur Zeit so ein Kunstding statt, nämlich das „10th Istanbul Biennial“. Das bedeutet, dass es an jeder Ecke der Stadt Gegenwartskunst zu bewundern gibt. Eure treue Webloggerin – seit der Documenta genauso kunstinteressiert wie kunstkennend (an dieser Stelle noch mal ein großer Dank an Joana!) – ließ es sich da nicht nehmen, die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen und sich zu einem dieser Events zu begeben. Es hieß „Nightcomers“, was darauf hindeuten soll, das es nur nachts statt findet. Es geht auch nur nachts, denn es handelt sich um Open Air-Videovorführungen. Jemand aus unserer Gruppe jedenfalls kennt aus irgendeinem Grund einen türkischen Künstler, dessen Videokunst dort auch vertreten sein sollte. War sie im Endeffekt nicht, weil keine Zeit mehr dafür war. Jedenfalls hatten wir somit jemanden, der den Weg zwar auch nicht kannte, aber zumindest in seiner Muttersprache danach fragen konnte. Wir fanden uns schließlich wieder in einem verlassenen Kaufhaus, was an sich schon gruselig und strange wirkte. Tolle Location für einen Horrorfilm..Obwohl es das bei „Dawn of the dead“ ja eigentlich auch schon gab. Wie dem auch immer sei: Im Hof dieses Kaufhauses standen eine Menge sehr künstlerisch aussehende und wie eine verschworene Gemeinschaft wirkende Menschen herum, die des Beginns der Aufführung ihrer oder anderer Werke harrten. Als es schließlich so weit war, erstaunte mich zunächst die Banalität des Gezeigten. Da explodierten Menschen, gar wie in Monty Pythons wunderbarer Welt der Schwerkraft („Herr XY aus YZ kann nicht gesehen werden!“), es gab einen Animationsfilm, bei dem in Egoshooter-Manier für den Sozialismus werbende Plakate abgeschossen wurden und eine recht simple Manipulation an dem Handyvideo von Saddams Hinrichtung: Die „Künstler“ haben schlicht den Kopf von G.W.Bush auf Saddams Kopf drüberkopiert, so dass es aussah, als ob Bush hingerichtet würde. Einzig beeindruckend war das Video von der islamischen Beerdigung, von dem ich später erfahren habe, dass es die Beerdigung einer ehrengemordeten Frau zeigt. Als schließlich eine schlechte Kopie von Charlie Chaplin zu sehen war, die alberne Dinge mit unverständlichen, weil türkischen Untertiteln tat, entschieden wir, dass wir uns genug kulturell betätigt hatten für den Abend. Stattdessen kehrten wir ins Wohnheim zurück und bereiteten Paulines Geburtstag vor, welcher mitternachts beginnen sollte. Wir stellten die selbstgebastelte Karte fertig, versahen den Kuchen mit 24 Kerzen und warteten. Und warteten. Und warteten. Denn sie skypte noch fröhlich mit ihrem boyfriend, den sie nicht so nennen will. Als sie dann endlich kam, war das Hallo und die Freude groß und wir feierten noch bis tief in die Nacht hinein…

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GRRR!
Auf diesem Computer existiert kein Programm, das in der Lage waere, einen mit Works geschriebenen Text zu öffnen. Was ist das für ein Scheiss? İch müsste also hoch in mein Zimmer laufen, meinen PC anmachen, das ganze in ein anderes Format konvertieren und wieder runterlaufen. Was ich nicht tun werde. Allerdings werde ich euch die Fotos schon mal hochladen. Der Kontext muss dann wohl morgen folgen...

Bin ich froh, wenn ich endlich in Ankara meinen eigenen PC habe!!!

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