Donnerstag, 20. September 2007
15.-24. Tag (Freitag, 7.9.-Sonntag, 16.9.)
Wochenende
Siehe Bildergeschichte im vorletzten Beitrag..

Hier kommt ein kleiner Hinweis: Die Schlaumeier unter euch werden feststellen, dass ich euch nicht mehr von jedem einzelnen Tag berichte. Das kommt daher, dass es Tage gibt, an denen einfach nichts geschieht. Nehmen wir z.B. den Montag dieser Woche. Da hab ich Wäsche gewaschen und 3 Stunden geschlafen. Nix von dem man große Geschichten erzählen könnte. Obwohl ich natürlich im Schlaf wie immer so einiges erlebt habe. Die Details meiner psychologisch und pathologisch hoch interessanten Träume verrate ich gerne auf Anfrage;-)

Dienstag

Heute hat Indie die „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Karte gezogen und darf somit nach Ankara umziehen. Aus diesem Anlass teilte ich schwesterlich meine letzten Alkoholreserven und begab mich leicht beschwipst zusammen mit ihr und einigen anderen Insassen auf Freigang. Unser Ausflug führte uns zum wiederholten Male in die Coffee World, wo ich folgendes zu mir nahm:


Yummie!

Um diesem Schokoladenschock mit Bewegung entgegenzuwirken, erklommen wir anschließend den Berg rauf zum Taksim Square, wo wir uns mitten in einem Open Air Konzert spanischer Musik wiederfanden. Nachdem uns das zu langweilig geworden war, liefen wir noch etwas planlos durch Beyoglu, bis ich Kopfschmerzen bekam und mit Paulien nach Hause gefahren bin.

Mittwoch

Endlich habe ich heute jemanden dazu bewegen können, mit mir ins Kino zu gehen. Das stellte sich auch deshalb als feiner Plan heraus, weil es in Strömen goss. Mein Filmwunsch setzte sich durch – wir sahen „Becoming Jane“, die Jane Austen-Bio, natürlich im englischen Original mit türkischen Untertiteln. Aufgrund des Jane Austen-Englisch wird uns und mit uns wahrscheinlich auch so manchem türkischen Kinogänger ein Großteil des Witzes dieses Films für immer unverständlich bleiben, oder zumindest so lange, bis wir uns den Film noch mal auf Deutsch oder zumindest mit deutschen Untertiteln ansehen. Nichtsdestotrotz war es ein ganz wunderbar kitschiger Weiberfilm mit allem, was man von dieser Art Film erwartet: Tanzbälle, pompöse Picknicks, seltsame Kleider und grooooße Gefühle.

Donnerstag

Heute hab ich es offiziell gemacht und mir eine Fahrkarte von Istanbul Haydarpaşa nach Ankara (immerhin ca. 600km) für unbegreifliche 20YTL gekauft. Schicker Bahnhof!



Was jedoch noch schicker war, das war der Sonnenuntergang, den ich auf der Rückfahrt vom Bahnhof (ja, auch dafür muss man in Istanbul eine Fähre benutzen..) bestaunen durfte.







Freitag



Nach dem letzten und gar nicht tränenreichen Tag im Fremdsprachenzentrum der Istanbul Üniversitesi (s.o.) gab es auch noch einen letzten Ausflug, der uns dieses Mal in die Hagia Sophia führte. Auch die habe ich schon gesehen, aber für lau habe ich es gerne noch einmal getan. Auch hier einige Fotos für diejenigen, die ich noch nie dazu gezwungen habe, mein Istanbul-Fotoalbum anzusehen und für alle, die nicht genug bekommen können von byzantinischen Kirchen/ osmanischen Moscheen/ großen und schönen Gebäuden:

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Hier darf sich Magda gerade was wünschen!

Die große Erasmus Istanbul Magic Abschiedsparty stieg in der wohl bekannten und erprobten Ritim Bar, beziehungsweise auf deren Dach, wo wir uns im Takt der Musik wiegten und das Efes unsere Kehlen hinunterrann. Ich hatte deren 5, was bei einer Glasgröße von 0,5l und einer nicht unerheblichen Außentemperatur seine Wirkung nicht verfehlte. Zwar war nicht wirklich viel Platz zum Dancen, trotzdem schmissen wir keine Möbel aus den Fenstern (die sowieso nicht vorhanden waren, es war ja eine Dachterrasse), die Möbel wurden ganz einfach diskret bei Seite geräumt. Wie dem auch sei: Ich verbrachte einen recht beschwingten Abend. Er war jedoch nicht ganz so beschwingt wie der einiger bulgarischer (?) Studentinnen, die sich pfingstochsengleich aufgetakelt hatten und gleich je mehreren Holländern, Belgiern, Deutschen und was der Erasmusländer mehr sind, wie Vampire am Hals hingen. Aber auch einer unserer deutschen Jungs ergriff die Initiative und versuchte sein Glück bei einer seiner Erasmus-Kommilitoninnen, was doch eine sehr seltsame Konstellation ergab. Konsequenterweise wurde er abgewiesen. Der Sprachkurs hat im Übrigen genau ein Pärchen hervorgebracht: ein deutsch-französisches. Wobei es sich um einen männlichen Deutschen und eine weibliche Französin handelt. Sollte es noch mehr gegeben haben, war das jedenfalls nicht offensichtlich.
Der Abend neigte sich dem Ende entgegen und ich nahm die Einladung, bei einer praktischerweise in Beyoglu wohnhaften Sprachkurs-Kommilitonin übernachten zu können, gerne an. In dieser Wohnung erwartete mich noch eine weitere freudige Überraschung – die haben eine Katze!!! Gleich fing ich mir mehrere blutige Kratzer ein, hatte aber viel Spaß mit dem gelangweilten und Streichel- wie Spieleinheiten benötigenden Tier. Hätte Sabine sie gelassen, hätte die Katze wahrscheinlich die Nacht auf meinen Füßen verbracht. Wäre das schön gewesen…

Samstag

Nach einem ganz heimeligen Frühstück brachen Sabine, Valérie und ich auf nach Bakirköy, wo allsamstäglich ein Markt statt findet, auf dem H&M- sowie andere Markendinge, die in der Türkei hergestellt werden, für sehr billig verkauft werden. Als wir da ankamen, wollte ich am liebsten direkt wieder gehen. Ich sollte langsam wirklich wissen, dass ich Shopping nicht mag. So lief ich denn ebenso missmutig wie meine Begleiterinnen euphorisch durch nicht enden wollende T-Shirt-Hügel, Schalberge, Hosenhochebenen, Uhrenpyramiden, Unterwäscheplateaus, Sockenalmen und Schuhtempel. Am Ende rang ich mich dann aber doch dazu durch, in das Aldi-am-Montag-um-9-Uhr-wenn-es-Kinderschuhe-gibt-Gewühl einzustimmen und ergatterte 2 Oberteile, das eine für 3,50YTL, das andere für sagenhafte und lächerliche 1YTL. Das sind 70 Cent für etwas, das bei H&M 10 Euro kostet! Das gleiche T-Shirt, ohne irgendwelche Fehler, sogar das Größenschildchen war richtig, zu weniger als einem Zehntel des Preises (alle Mathematiker, die das lesen, mögen mir meine grobe Ungenauigkeit vergeben). Irgendwas kann da nicht stimmen..Jedenfalls war ich nun einigermaßen zufrieden und der anschließende Gözleme (eine Art Pfannkuchen) befriedigte und stärkte mich für die Rückreise, die erneut über eine Stunde (stehend) in Anspruch nahm. Nur die Aussicht auf ein Theaterstück, dass es abends in Taksim zu sehen geben sollte, hielt mich wach. Es stellte sich aber dann heraus, das niemand wusste, wo dieses Stück genau gegeben werden sollte und so irrten wir herum und suchten und suchten und meine Ungeduld wie meine Kopf- und Gliederschmerzen (schließlich hatte ich die Nacht auf dem Boden verbracht) nahmen soweit zu, dass der Anblick einer blutüberströmten überfahrenen Katze mich schließlich dazu brachten, das Handtuch zu werfen und den Heimweg anzutreten. Soweit mir bekannt ist, haben sie das Theater nicht gefunden. Nach einem Last Supper mit Paulien (es gab Tee und Kekse) fiel ich todmüde ins Bett und schlief und schlief und schlief, bis…

Sonntag

…ich brutal geweckt wurde von dem Gequatsche zweier Polinnen (oder waren es Italienerinnen?), die irgendwas von Paulien wollten.
Hernach war es aber auch sowieso an der Zeit, mich aus den Federn (oder besser besagt, vom Feldbett, von der Pritsche, von meinem...Lager) zu erheben und das last breakfast mit unserer schon um Indie geschrumpften kleinen Familie aus Zimmer Nummer 100 zu zelebrieren. Nachdem wir uns gegenseitig den Teesatz gelesen hatten, brachten wir Sandra zur Metrostation, auf dass sie sicher zum Flughafen käme und das Flugzeug sie sicher nach Izmir brächte.
Anschließend bekam ich im Gefängnis Besuch - Outi beehrte uns und half mir packen. Das war ein Segen, denn unter ihrem strengen Blick gelang es mir, einige meiner schlimmsten Sachen einfach hinfortzuwerfen. Auf diese Art stark reduziert, schaffte ich es tatsächlich, alles Gepäck in meinem Rucksack zu verstauen. Kurz vor Sonnenuntergang brachen wir auf, ein letztes Mal das Fastenbrechen in Sultanahmet zu erleben. Hernach bekam ich nach 3 Wochen Istanbul nun endlich auch Gelegenheit, mal wieder die Nargile zu rauchen. Dazu begaben wir (mittlerweile noch um Hannes bereichert) uns in ein sehr hübsches Café, wo man uns leider beständig ignorierte. Schließlich bekamen wir aber doch noch unseren Apfeltabak und unsere Kohle und verbrachten einen lauschigen Abend mit leicht gestörter Kommunikation (Details auf Anfrage).
Gegen Mitternacht wollte man aufbrechen, die letzte Fähre dräute und ich ließ es mir nicht nehmen, meine Kumpane auf dieser meiner vorerst vorletzten Fährfahrt auf Istanbuler Gewässern zu begleiten. Herzergreifende Abschiedsszenen schlossen sich an und ganz ergriffen, auch von einer Geistererscheinung (auch hier Details auf Anfrage) fuhr ich, nunmehr allein, wieder zurück und musste mich sehr beeilen, die letzte Straßenbahn zu erwischen. Mit Hilfe eines wahrlich Türen öffnenden türkischen Satzes, den ich aus den hinterletzten Ecken meines linguistischen Gedächtnisses kramte, ließ der Eunuch mich herein und ich konnte meine letzte Nacht im Gefängnis antreten, das ich so sehr ins Herz geschlossen hatte!

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